Wissenschaftsinititative plädiert für Deutsches Zentrum für Astrophysik in der Lausitz

Forschungs- und Technologiezentrum verspricht Standortvorteile für Deutschland und die sächsische Region

18. Mai 2021

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Bildnachweis: Deutsches Zentrum für Astrophysik (DZA)

Eine Initiative von führenden Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Hasinger, Forschungsdirektor der europäischen Weltraumorganisation ESA, setzt sich für die Gründung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) ein, das in der Lausitz angesiedelt werden soll. Die Initiative, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der MaxPlanck-Gesellschaft, dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, der HelmholtzGemeinschaft, unter ihnen DESY, und der Technischen Universität Dresden getragen wird, reichte ihren Vorschlag für das neue Forschungszentrum beim Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Freistaats Sachsen ein. Der Wettbewerb ruft herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf, Vorschläge zur Ansiedlung von Großforschungszentreneinzureichen, um die thematische Ausrichtung und den genauen Standort von zwei neuen Großforschungszentren in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier festzulegen.

Astrophysik „boomt“. Der Wissenschaftszweig verbindet Hightech mit der Kreativität brillanter Köpfe. Die Hälfte der Physik-Nobelpreise der letzten zehn Jahre gingen an Astrophysikerinnen und Astrophysiker. „Zu den klassischen Methoden der Astronomie, deren „Augen“ elektromagnetische Strahlung empfangen, sind neue hinzugekommen. Zum Beispiel Gravitationswellen-Teleskope, die wie „Ohren“ ins All horchen“, so Hasinger, der führende Kopf des Projekts. „Mit einem Deutschen Zentrum für Astrophysik würden wir den Impetus dieses Forschungsfeldes für Deutschland aufnehmen. Wir schlagen wir daher die Gründung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) in der Lausitz vor, wo wir Augen, Ohren und Gehirn vereinen“, so Hasinger, der auch als Gründungsdirektor für das Zentrum zur Verfügung steht. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik kann den Strukturwandel in der Lausitz nachhaltig prägen und mitgestalten, Arbeitsplätze in diversen Bereichen schaffen und Kooperationen mit Forschungszentren in Tschechien und Polen bilden. Es wäre ein Meilenstein für Forschung und Technologie in der Region in der Mitte Europas.

Das Konzept des DZA ruht auf drei Säulen: Erstens sollen die Datenströme zukünftiger Großteleskope, wie dem Square Kilometre Array und dem Einstein-Teleskop, in Sachsen gebündelt und verarbeitet werden. Sie machen ein Mehrfaches des Datenverkehrs im heutigen Internet aus und erfordern neue Technologien. Das Zentrum soll den DatenTsunami bändigen und auf diese Weise auch die Digitalisierung Deutschlands beschleunigen. „Eine Kernaufgabe im SKA besteht darin, schon während der Datennahme den Anteil der physikalisch interessanten Daten zu extrahieren und die immensen Datenmengen auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Aber auch die Analyse von Zwischen- und Endprodukten stellt hohe Ansprüche an die Dateninfrastruktur. Derzeit existiert in Deutschland keine Infrastruktur, die diesen Anforderungen in vollem Umfang gerecht wird.“, erläutert Hermann Heßling, Vorsitzender des Vereins für datenintensive Radioastronomie und Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Die zweite Säule soll ein Technologiezentrum sein, in dem unter anderem neue Halbleitersensoren, Silizium-Optiken und Regelungstechniken für Observatorien entwickelt werden. Aufbauend auf der Erfahrung und dem modernen Umfeld der Industrie in Sachsen, werden so durch Ausgründungen neue Firmen und weitere hochwertige Arbeitsplätze entstehen. “Astronomie hat wiederholt gezeigt, dass sie nicht nur eine für alle faszinierende Wissenschaft, sondern auch ein Innovationstreiber ist. Das DZA kann in Sachsen und darüber hinaus daher eine enorm breite Strahlkraft ausüben”, so Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Präsident der Astronomischen Gesellschaft.

Drittens soll die Ansiedlung des bereits in Planung befindlichen europäischen Gravitationswellen-Observatoriums „Einstein-Teleskop“ im Granit-Stock der Oberlausitzgeprüft werden. „Der Granit-Stock bietet ideale Bedingungen, der Bau des Teleskops unter der Erdoberfläche würde an die Bergbau-Tradition der Region anknüpfen und wäre ein internationales Leuchtturm-Projekt“, erklärt Christian Stegmann, DESY-Direktor für Astroteilchenphysik und Unterstützer des DZA.

Prof. Dr. Günther Hasinger, ESA Director of Science, Head of ESAC
Prof. Dr. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Präsident der Astronomischen Gesellschaft
Prof. Dr. Christian Stegmann, Direktor für Astroteilchenphysik, Deutsches Elektronen Synchrotron – DESY
Prof. Dr. Matthias Steinmetz, Wissenschaftlicher Vorstand und Vorsitzender des Vorstands,Leibniz-Institut für Astrophysik, Potsdam
Prof. Dr. Wolfgang E. Nagel, Direktor des Zentrums für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen, Technische Universität Dresden